Donnerstag, 5. Juni 2008

Merseburger Zaubersprüche

1
Eiris sazun idisi

sazun hera duoder.

suma hapt heptidun,

suma heri lezidun,

suma clubodun

umbi cuoniouuidi:

insprinc haptbandun,

inuar uigandun.


2
Phol ende uuodan

uuorun zi holza.

du uuart demo balderes uolon

sin uuoz birenkit.

thu biguol en sinthgunt,

sunna era suister;

thu biguol en friia,

uolla era suister;

thu biguol en uuodan,

so he uuola conda:

sose benrenki,

sose bluotrenki,

sose lidirenki:

ben zi bena,

bluot zi bluoda,

lid zi geliden,

sose gelimida sin.


Dies sind die Merselburger Zaubersprüche, die im 9. oder 10. Jahrhundert (wahrscheinlich in Fulda) niedergeschrieben wurden, und somit wohl noch am ursprünglichsten sind. Aufgeschrieben von Mönchen, die zur Zeit Karls des Großen durch das ganze Land geschickt wurden, um heidnische Kultur niederzuschrieben, bevor sie gänzlich verloren geht. Denn es gibt auch andere, doch sie stammen aus dem späteren Mittelalter und sind vom Christentum beeinflusst.

In der vorchristlichen, heidnisch-germanischen Frühzeit dienten Zaubersprüche dazu, „durch die Macht des gebundenen Wortes die magischen Kräfte, die sich der Mensch dienstbar machen will, nutzbar zu machen“. (Rudolf Simek)

Übersetzt bedeuten die Sprüche soviel wie:


Grobübersetzung MZ1
Einst saßen Idisen (vgl. Disen)
saßen hier dorthin
einige (vgl. einsam;zusamen u. engl. some) die Haft hefteten
einige das Heer lähmten (vgl. lassen, verletzen u. lat. laedere, laesus)
einige klaubten
umher die Fesseln (vgl. Weide)
entspring den Haftbanden
entfahr den Weiganden (=Kämpfern, vgl. weigern)


Reinübersetzung
Einst saßen Frauen,
setzten sich hierher [und] dorthin.
Einige banden Fesseln,
einige hielten das Heer auf,
einige lösten ringsumher
die (Todes)Fesseln:
Entspringe [dem] Fesselband,
entflieh den Feinden!


Grobübersetzung MZ2
Phol und Wodan
fuhren (vgl. inuar in MZ1) zu Holze
da ward dem Balders Fohlen
sein Fuß verrenkt
da besang (Galster=Zaubergesang, vgl. Nachtigall, Galan) ihn Sinthgunt
(der) Sun(na) (vgl. Sonne, schön) ihre Schwester
da besang ihn Frija
(der) Volla ihre Schwester
da besang ihn Wodan
so er wohl konnte

so die Knochenrenkung (vgl. beinhart, engl. bone)
so die Blutrenkung
so die Gliederrenkung
Knochen zu Knochen
Blut zu Blut
Glied zu Gliedern,
so geleimt sie seien.


Reinübersetzung
Phol und Wodan
ritten ins Holz.
Da wurde dem Fohlen Balders
der Fuß verrenkt.
Da besprach ihn Sinthgunt
der Sunna, ihre Schwester (oder: Sunnas Schwester);
da besprach ihn Frija,
der Volla, ihre Schwester (oder: Vollas Schwester);
da besprach ihn Wodan,
wie nur er es verstand:

Sei es Knochenverrenkung,
sei es Blutverrenkung,
sei es Gliedverrenkung:
Knochen zu Knochen,
Blut zu Blut,
Glied zu Gliedern,
so seien sie fest gefügt.



Bei dem ersten spruch handelt es sich um einen Befreiungszauber, bei dem zweiten um einen Heilungszauber. Für mich persönlich sind sie von kaum schätzbarem Wert, verbinde ich doch mit ihnen einige unvergessliche Ereignisse.
Das letzte ereignete sich erst vor ein paar Tagen... doch dazu später mehr.

2 Kommentare:

Hexe hat gesagt…

Lieber Tim,

bitte schau mal auf meinen Blog und hole dir deinen Award ab.

Margo

Hexe hat gesagt…

Hier, fang, ein Stöckchen.

Es kam von Ashmodai und die Frage ist,
was möchtest du unbedingt mal machen.

Grüße

Margo